Brugg kann's – Für einen nachhaltigen Fortschritt mit einer intakten Umwelt

Wo steht Brugg heute? Wie kann Brugg einen nachhaltigen Fortschritt mit einer intakten Umwelt erreichen?
Und wie spielt dabei die Digitalisierung mit rein? Die FDP Brugg formuliert dazu acht Thesen.

Peter Friedli, Rudolf Füchslin, Titus Meier, Nathalie Zulauf  

Die heutige Gesellschaft steht vor vielerlei Veränderungen, unabhängig davon, ob sie diese begrüsst oder nicht. Neue Technologien ermöglichen beispielsweise gesellschaftlichen, medizinischen und auch kulturellen Fortschritt. Andererseits können aber auch die natürlichen Lebensgrundlagen verändert oder gar gefährdet oder auch die Grundwerte einer freiheitlichen Gesellschaft in Frage gestellt werden. Die FDP Brugg ist aber überzeugt, dass die Entwicklung und die Konsequenzen neuer Technologien positiv beeinflusst und gestaltet werden können.  

Dazu zählt auch die Digitalisierung. Diese ist als einer der Megatrends in aller Munde und bietet vielerlei Facetten. So baut der Bund beispielsweise bis 2022 ein Kompetenznetzwerk Künstliche Intelligenz auf. Der Kanton Aargau digitalisiert seine Dienstleistungen und modernisiert mit der Strategie SmartAargau die Kantonsverwaltung. Und Bund und Kantone bündeln mit der ab 2022 tätigen Organisation Digitale Verwaltung Schweiz ihre Ressourcen und wollen den Fortschritt bei der Digitalisierung der Verwaltung beschleunigen. Davon soll auch Brugg profitieren.

WIR SEHEN VIER HAUPTZIELE IN BEZUG AUF FORTSCHRITT UND UMWELT VOR …

Innovation für und mit den Menschen: Verantwortungsbewusste Innovation braucht viele Arten von Kompetenzen; technische und wissenschaftliche Kenntnisse sind genauso erforderlich wie die organisatorischen Fähigkeiten, neue Technologien in die Gesellschaft einfügen zu können. Dazu unerlässlich sind ein breites Bildungsangebot sowie eine Forschungslandschaft, welche gesellschaftliche, wirtschaftliche und individuelle Bedürfnisse miteinander verzahnen. Brugg hat beste Voraussetzungen, mit seiner führenden Stellung in Forschung, Technologie und Lehre prägend voranzugehen.   

Nachhaltigkeit und Klimaschutz: Brugg ist Energiestadt. Viele Schritte in Richtung nachhaltiger Energie- und Materialwirtschaft sind oder werden in Kürze unternommen und sind auf kantonaler oder nationaler Ebene geregelt. Die FDP steht für eine zielorientierte, rasche, aber ideologiefreie Umsetzung der Bestimmungen.  

Intakte Umwelt und Biodiversität: Wir können als Gesellschaft nur in einer gesunden und intakten Umwelt gedeihen. So ist die Brugger Auenlandschaft ist ein besonders wertvolles Habitat, welches geschützt werden muss. Mit Augenmass genutzt, können die Brugger Auen der Bevölkerung auch Raum für Erholung bieten. Dies gilt auch für die Brugger Wälder, welche Kultur- und Naturlandschaft verbinden. Als Gemeinde kann Brugg wesentliche Beiträge in Bezug auf Biodiversität und Mikroklima unternehmen. Gerade im Aargau gibt es hierzu Musterprojekte, welche die Stadt als Lebensraum begreifen und menschen- und naturgerecht gestalten. Brugg soll diese gestaltend aufgreifen.  

Digitalisierung: Die Schweizer Wirtschaft muss sich gerade in technischer Hinsicht ständig erneuern. Dazu braucht es entsprechende Rahmenbedingungen. Wir betrachten die Digitalisierung hingegen nicht nur von einer technischen Seite, sondern sehen in ihr eine Möglichkeit, auf lokaler Ebene die genannten Ziele auf Basis unserer Grundsätze zu realisieren. Digitalisierung bietet uns die Möglichkeit, viele Aspekte unseres Lebens und gerade auch des Zusammenlebens in einer Stadt wie Brugg neu zu gestalten und im besten Sinne des Wortes zu renovieren.

… UND NUTZEN DIE CHANCEN DER DIGITALISIERUNG IN BRUGG ANHAND VON ACHT THESEN

Digitalisierung erfordert eine Gesamtsicht - wir orientieren uns an folgenden Leitsätzen: Digitalisierung muss möglichst allen dienen. Eine freiheitliche Haltung will Möglichkeiten offerieren und Befähigung ermöglichen. Für uns ist aber klar, dass nicht alle BruggerInnen denselben Zugang zu technischen Lösungen haben. Konkret: Dienstleistungen müssen auch in nicht digitaler Form angeboten werden und wo das nicht möglich ist, steht Hilfe zur Verfügung. Unser Ziel ist: Mitnehmen, nicht abhängen! Digitalisierung ist viel mehr als Technik. Was, wie und in welchem Umfang wir digitalisieren wollen ist Gegenstand einer offenen Diskussion. Dabei müssen auch die sozialen, gesellschaftlichen und anderweitigen Folgen der Technik mitberücksichtigt werden. Konkret:  Digitalisierung beeinflusst die Art, wie wir wohnen, arbeiten und einkaufen. Digitalisierung befördert Dezentralisierung, Digitalisierung und Freiheit können aber auch in Konflikt geraten. Hier wollen wir eine gesellschaftliche und politische Diskussion, welche uns auf einen selbstbestimmten Weg führt. Digitalisierung ist ein Vorgang, kein Zustand. Wir wollen keine abschliessenden Lösungen, sondern offene Systeme und Prozesse. Konkret: Die Organisation muss agiler und die Beschaffung modularer werden. Wir akzeptieren, dass eine jetzt gute Lösung in wenigen Jahren veraltet sein kann.   

Einen nachhaltigen Fortschritt soll Brugg entlang folgender acht Thesen erreichen:

1. STADT UND SCHULE FÖRDERN ZUSAMMEN EINEN FUNDIERTEN UMGANG MIT DER NEUEN TECHNOLOGIE UND ZEIGEN DIE CHANCEN DER DIGITALISIERUNG AUF.

Speziell im schulischen Bereich wurde in Brugg Herausragendes geleistet. Was in Brugg nach zwei Wochen funktionierender Standard war, liess andernorts lange auf sich warten. Dies umfasst eine professionell aufgebaute Technik, aber auch die Bereitschaft, sich auf diese einzulassen und die Fähigkeit, die Möglichkeiten zugunsten der Lernenden einzusetzen. Diese gute Ausgangslage wollen wir nützen. Dabei ist die Rolle der Stadt eine unterstützende. Die Schule erprobt und begeht neue Wege, die Stadt hilft in geeigneter Weise. Eine Befähigung aller Schülerinnen und Schüler zu einem inhaltlich und technisch fundierten und verantwortlichen Umgang mit neuen Technologien ist eine Investition, die sich lohnt.   

2. DIE DIGITALISIERUNG ENTLASTET DIE VERWALTUNG, SCHAFFT FREIRÄUME UND EINEN BÜRGERINNENFREUNDLICHEN ZUGANG.

Die FDP befürwortet eine digital unterstützte Verschlankung der Verwaltungsabläufe. Damit sollen die Mitarbeitenden der Stadt Brugg in Zukunft vermehrt die Rolle des Vermittlers zwischen Verwaltung und BürgerInnen einnehmen können. Entscheidend dabei ist die Rolle der Anlaufstellen. Solche sollte es in zentraler Lage geben. Wo und wie zentralisiert der Rest der Verwaltungsinfrastruktur platziert werden soll, ist eine offene Frage. Brugg soll sich dabei von den Erfahrungen mit SmartAargau und der Digitalen Verwaltung Schweiz leiten lassen.   

3. EINE FLEXIBLE UND MODULARE RAUM- UND INVESTITIONSPLANUNG ERLAUBT DEN GRÖSSTMÖGLICHEN NUTZEN AUS DER DIGITALISIERUNG ZU ZIEHEN.

Wir werden in Zukunft in vielen Branchen anders arbeiten als heute. Homeoffice wird nach Corona nicht mehr verschwinden. Das verändert die Art und Funktion städtischer Infrastruktur, Raum- und Investitionsplanung. Die zukünftige Rolle von Brugg als lokaler Wirtschaftsstandort wird von der Qualität der digitalen Infrastruktur mitgeprägt. Hier können die Stadt und ihre Betriebe eine marktgerechte Rolle einnehmen. Das Ausmass der Veränderung der Arbeitswelt ist noch nicht abzusehen. Aber wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass Homeoffice die Bedürfnisse nach Wohn-, Arbeits- und Gewerberaum verändern kann. Die Raumplanung muss hinreichend flexibel gestaltet werden und unbedingt verhindern, zu enge regulatorische Rahmen vorzugeben.
Ähnliches gilt für die IT – Infrastruktur der städtischen Verwaltung. Was heute eine gute Lösung ist, kann in wenigen Jahren bereits veraltet sein. Wir müssen bei der Strategiebildung und Beschaffung auf Modularität achten.  

4. DIE DIGITALISIERUNG ERLAUBT TRANSPARENTE UND AUF DATEN UND FAKTEN BASIERTE FINANZIELLE UND ORGANISATORISCHE VERBESSERUNGEN.

Aus unserer Sicht beeinflusst die Digitalisierung die finanzielle Situation der Stadt Brugg in mehrfacher Hinsicht. Digitalisierung führt im Idealfall zur Effizienzsteigerung und damit zur Kostenersparnis. Die Praxis zeigt, dass es nicht ganz einfach ist, eine solche Ersparnis auch zu realisieren. Teils, weil eine digitale Infrastruktur auch betrieben werden muss, teils weil Digitalisierung zu einem Aufgabenausbau verleiten kann. Letzteres gilt es zu vermeiden. Digitalisierung erlaubt es jedoch, einen genaueren Blick auf die realen Abläufe und internen Abhängigkeiten zu gewinnen und damit die Organisation neu zu denken.  

5. DIE DIGITALISIERUNG ERLAUBT EINE EFFIZIENTE NUTZUNG VON RESSOURCEN UND SORGT FÜR EINE INTAKTE UMWELT.

Digitalisierung ist eine Schlüsseltechnologie für eine nachhaltigere Gesellschaft. Dies beginnt beim papierlosen Büro und geht weiter zu einer «smart city», in der Energie und andere Ressourcen nachhaltig und sparsam genutzt werden. Brugg als Technikstandort kann gerade in diesem Bezug seine privilegierte Situation in die Waagschale werfen. Neue Technologien können helfen, Umweltschutz effektiver und effizienter zu betreiben. Die Förderung der Biodiversität profitiert von konkreten Analysen der Verbreitungsgebiete bestimmter Spezies. Letztlich kann Digitalisierung auch helfen, nötige Einflussmassnahmen präzise zu gestalten und damit in der Summe massiv zu reduzieren.   

6. DIE NEUE DEZENTRALITÄT SCHAFFT CHANCEN FÜR DAS LOKALE GEWERBE.

Der Onlinehandel ist eine Realität, welcher durch Corona massiven Auftrieb erhalten hat und nicht mehr verschwinden wird. Die Stadt kann durch intelligente Infrastruktur, zum Beispiel Abholstationen in der Nähe von Quartierläden kleine Zentren schaffen und damit auf eine marktkonforme Art das Gewerbe stützen. Menschen im Homeoffice brauchen reale Kontakte. Brugg kann durch eine lebendige und grosszügig gestaltete Reglementierung der Restaurants in der Altstadt dazu beitragen, dass diese Kontakte stattfinden können. 

7. DIE DIGITALISIERUNG ERMÖGLICHT SELBSTSTÄNDIGKEIT ZU HAUSE.

Die meisten Menschen wünschen sich ein selbstständiges Alter in ihrer angestammten Wohnumgebung. Eine mit Vorsicht und Achtung vor der Würde des Einzelnen gestaltete Digitalisierung kann helfen, das Wohnen in den eigenen vier Wänden möglichst lange zu ermöglichen. Die digitalen Möglichkeiten können helfen, die Vereinsamung zu lindern, Risiken zu minimieren und vordergründig profane Aspekte wie die Versorgung mit Lebensmitteln mit geringer Fremdunterstützung zu gewährleisten. Digitalisierung muss hier noch mehr als anderswo in einem sozialen Kontext gesehen werden und gemeinsam mit entsprechenden Institutionen und Dienstleistern weiterentwickelt werden.  

8. DIE DIGITALISIERUNG FÜHRT ZU EINEM EFFIZIENTEN VERKEHR.

Ob wir in naher Zukunft selbstfahrende Autos haben werden, sei dahingestellt. Sicher aber ist, dass moderne Verkehrsleitsysteme den Verkehr verflüssigen und damit Nerven und Klima schonen. Dasselbe gilt für ein integriertes Parksystem, welches die Parkplatzsuche vereinfacht. Letztlich erlaubt die Digitalisierung das Arbeiten am bestgeeigneten Ort (z.B. Homeoffice) und führt damit zu einer Verkehrsreduktion.

Die FDP Brugg ist überzeugt, dass sich Brugg entlang unserer acht Thesen in den kommenden Jahren sinnvoll, nachhaltig und zielgerichtet weiterentwickeln kann. Es gibt nicht den einen Fortschritt, sondern viele mögliche Pfade in die Zukunft. Wir stehen dafür ein, Fortschritt in einem demokratischen Prozess und zum Wohle der Gesellschaft zu bestimmen.

 

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