Offener Brief im Zusammenhang mit der Aufhebung der Parkplätze in der Altstadt

Sehr geehrte Frau Stadtammann

Sehr geehrte Dame und Herren Stadträte

Mit Befremden hat der Vorstand der FDP Brugg aus den Medien erfahren, dass der Stadtrat in der Altstadt einen zweimonatigen Testbetrieb gegen den Widerstand des lokalen Gewerbes einführt.

Wir sehen durchaus Handlungsbedarf im Bereich der Altstadt, doch ist es für uns unverständlich, dass gleich die erste Massnahme den Interessen des bestehenden Gewerbes zuwiderläuft. Inwiefern soll die Aufhebung der Parkplätze der Attraktivität der bestehenden Läden dienlich sein? Trotz des mehrfach und deutlich geäusserten Widerstands seitens zahlreicher Geschäftsinhaberinnen und -inhaber halten Sie weiterhin an der Aufhebung der Parkplätze fest.

Das derzeit gültige Verkehrsregime stellt bereits einen mühsam errungenen Kompromiss dar – zwischen den Wünschen der Anwohnerinnen und Anwohner nach einer möglichst verkehrsfreien Altstadt und den Erfordernissen des lokalen Gewerbes andererseits. Die nun vorgesehene Sistierung geschieht jedoch offensichtlich einseitig im Interesse eines Teils der Bewohnerschaft, nicht aber im Sinne der Gewerbetreibenden, deren Belange einmal mehr übergangen werden.

Wir stellen uns daher die Frage, welche Ziele der Stadtrat mit diesem Versuch eigentlich verfolgt. Wenig überraschend dürften die Anwohnerinnen und Anwohner nach der Testphase zufrieden sein und die Gewerbetreibenden sich über einen tieferen Umsatz beklagen. Und dann? Welche Folgerungen wird der Stadtrat daraus ziehen?

Es steht ausser Frage, dass Veränderungen notwendig und neue Ideen willkommen sind. Doch gerade bei tiefgreifenden Eingriffen in bestehende Strukturen braucht es den Dialog – einen echten Dialog, der nicht nur das «Anhören» simuliert, sondern zu einem ernsthaften Abwägen aller Interessen und einem Konsens führt. Diesen Dialog vermissen wir. Wie will der Stadtrat das Gewerbe mit ins Boot holen? Warum genau sollen in der Testphase mehr Leute in die Altstadt kommen, wenn nur Eingeweihte und Interessierte davon wissen?

Der Detailhandel und das lokale Gewerbe sind überall unter Druck. Die bevorstehenden Umbauprojekte an der Hauptstrasse erfordern unseres Erachtens Handlungsbedarf, weil sie für längere Zeit die Altstadt vom Bahnhof/Neumarkt abtrennen werden. Es wäre wichtiger, hier durch die Stadtplanung für eine funktionierende, attraktive Verbindung zwischen diesen beiden Gebieten zu sorgen.

Wir appellieren an Sie, den eingeschlagenen Weg zu überdenken und unserem Gewerbe Sorge zu tragen. Eine nachhaltige Stadtentwicklung kann nur gemeinsam mit allen Beteiligten gelingen – und nicht gegen sie.

Mit freundlichen Grüssen

Titus Meier
Präsident FDP Brugg